Mittwoch, 24. März 2010

Zwei JAs und ein Königreich für eine Badewanne



Es ist vollbracht! Mein Gott, es gab wirklich Tage, an denen ich einfach hätte mein Fahrrad in die Böschung schmeißen und einfach nur nach Hause gehen wollen. Oh ja, von diesen Momenten gab es in den vergangenen Tagen eine Menge! Was ich allerdings an Glücksgefühlen gestern erleben durfte war aller Ärger wert. Man wird sich erst in den kommenden Tagen darüber klar werden, dass man ab sofort wieder über einen gewissen Luxus verfügt, auf den man in den letzten Tagen verzichten musste - Allem voran: Ein Königreich für eine Badewanne!
Ja, ich lebe noch! Mich erreichten heute im Laufe des Tages einige Mails, die sich nach meinem Verbleib und körperliches Befinden erkundigten. An dieser Stelle eine Entschuldigung, doch nach meiner Ankunft gegen 18:30 Uhr gab es für mich keine sehnlichere Wunscherfüllung als nach einer ausgiebigen Dusche einfach nur in die Horizontale zu fallen.
Ja, ich bin heil und, abgesehen von ein paar schmerzenden Muskelpartien in erstaunlich gutem Zustand. Ich bin mir nicht sicher woran es tatsächlich lag, ob am guten Wetter, einem leichten Rückenwind oder einfach nur am Wunsch endlich nach Hause zu kommen, aber die gestrige Strecke von 137km war so erstaunlich schnell beendet (10h), dass ich selbst sehr überrascht war auf einmal die ehemalige Riegeler Brauerei auf der rechten Seite meines Weges zu sehen.
Heute ist der Tag der Hochrechnungen und Danksagungen. Ich beginne mit dem trockenen Teil und gehe dann über zum Emotionalen. Insgesamt waren für 9 (Fahr)Tage eine Kilometerleistung von 940,2km geplant. Durch kleine Probleme und, nach meiner Meinung nach richtiger Entscheidungen, wurde es notwenig an zwei Punkten auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Daraus ergibt sich eine tatsächliche Fahrtstrecke von 811,8km (das sind im Schnitt 90,2km/Tag). Ich habe mir gerade nochmal die Strecke im Ganzen angeschaut und staune! Hätte nicht gedacht, dass es "so" einfach wäre.
An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön, an alle, die diesen Blog in den vergangenen Tagen verfolgt haben. Es waren einige Leser am Werk, was ich über den internen Besucherzähler sehen konnte. Es war schön zu sehen, dass da Irgendjemand sitzt und an mich denkt und vielleicht die Daumen drückt. Dann ein großes Dankeschön natürlich an die, die mich per SMS, Telefon, Mail, Kommentar etc kontaktiert haben - Es tat manchmal soooo gut!
Zum Schluss bleibt mir nur noch zu entwarnend zu sagen, dass ich kein einziges Foto auf der Tour gemacht habe und somit lange Diaabende ausbleiben. Für Jeden, der diese Strecke mal nachfahren möchte, kann ich nur empfehlen, sich eine deutlich wärmere Jahreszeit auszusuchen. Auch denke ich, dass viele landschaftliche Sehenswürdigkeiten zu dieser Zeit besser zur Geltung kämen - Viel habe ich nämlich dadurch verpasst, dass ich mein Gesicht in meinem Schal versteckt habe um so wenig wie möglich von der kalten Außenluft in selbiges zu bekommen.
An dieser Stelle verabschiede ich mich von diesem Blog und verbleibe mit noch ein wenig schmerzenden Beinen in meiner wohltuenden Badewanne... Tobi

Montag, 22. März 2010

Von einer positiven Bilanz, ein wenig Wehmut und gigantischer Vorfreude


Zusammenfassung der heutigen Tour:
Tourdaten: Mannheim - Karlsruhe
Gefahrene Strecke: 68,6 km
Benötigte Zeit: 5h 17m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 13,23 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)

Schmerzen im Hintern: 4
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 5
Schmerzen im Schulternbereich: 2

Alles hat ein Ende - dass dieser Ausspruch sehr viel Wahres beinhaltet bemerke ich gerade. Ich sitze in Karlsruhe in einem Vierbettzimmer, beobachte, wie sich ein junger Amerikaner vietnamesicher Herkunft vor dem Spiegel zu rasieren versucht und habe mir soeben die Routenführung für morgen rausgesucht. Alles in Allem blicke ich heute auf eine sehr entspannte Etappe zurück. Mal abgesehen von einem Höhepunkt (des Speyer Doms am Rhein) blieb der heutige Tag relativ ereignislos. Der Wind, der mir die letzten Tage die Etappe vereinfachte, schwächte sich wohl die letzten Stunden ein wenig ab, sodass der kleine Motor von hinten fehlte. Allerdings waren heute keine großartigen Erhebungen in der Landschaft zu überwinden, sodass nach einigen Biegungen des Alt-Rheins verhältnismäßig schnell die Abzweigung nach Karlsruhe folgte und ich mich schnell im Schlossgarten in Karlsruhe vorfand.
Durch meine frühe Ankunft und das herrliche Wetter konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mich nach dem Einchecken in die Jugendherberge noch ein wenig in den Park zu begeben und die Frühlingssonne zu genießen. Mit den Gedanken, dass ich mir dieses Wetter eigentlich gerne am Anfang der Tour in Niedersachsen gewünscht hätte, blickte ich noch einmal auf die Tour zurück und bin immer noch geplättet und stolz auf die vollbrachte Leistung. Es ist irre, wie schnell die Zeit rumging und dass ich mich morgen schon auf die letzte entscheidende Etappe nach Hause begebe. Einerseits bin ich froh nicht mehr jeden Morgen in einem anderen Bett in einer fremden Stadt aufzuwachen, meine Klamotten in die Fahrradtasche zu packen und mich für viele Stunden in die teilweise höchst unwirtliche Außenwelt zu begeben, ohne zu wissen, was mich den Tag so erwarten wird, nur um Abends meine Klamotten mühsam in irgendwelchen zu kleinen Waschbecken durchzuwaschen und zu hoffen, dass sie bis zum morgigen Tag getrocknet sind. Andererseits finde ich genau diesen Aspekt wahnsinnig aufregend und ich bin mir fast sicher, dass ich versuchen werde im Laufe diesen Jahres zumindest dem Fahrradfahren treu zu bleiben und mich vielleicht auch nochmal auf kleine Touren (vielleicht mit Übernachtungen auf einem Campingplatz) zu begeben.

Zu finalen Etappe - Königsdisziplin:
Hingegen der ursprünglichen Planung, die letzte Etappe am Rhein bis Breisach zu fahren und dann auf östlicher Route nach Freiburg zu stoßen, habe ich verworfen, da Karlsruhe doch deutlich zu weit weg vom Rhein liegt. Wäre die morgige Etappe nicht schon die Längste der gesamten Tour, wäre mir dieser Umstand vielleicht egal, aber genau aus genannten Gründen werde ich morgen östlich, parallel zum Rhein in den weiteren Süden vorstoßen. Ich rechne, da ich relativ früh aus Karlsruhe los möchte, mit einer Ankunft in der March gegen 18:30/19:00 Uhr.

Von einem Reifenplatzer und unausgeglichenem Wetter



Zusammenfassung der heutigen Tour:

Tourdaten: Mainz - Mannheim
Gefahrene Strecke: 72,1 km
Benötigte Zeit: 5h 41m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 14,4 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)
Schmerzen im Hintern: 5
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 5
Schmerzen im Schulternbereich: 3

Oh Mann, ich glaube, in gleichem Ausmaß, wie die Tour sich langsam dem Ende neigt, in gleichem Ausmaß gehen mir die Geschichten und Erzählungen aus.
Der heutige Tag begann mit dem Hinausschauen aus dem Fenster und der Einsicht, dass man nicht jeden Tag so verdammtes Glück haben kann und in sonnigen und warmen Außenbedingungen fahren kann - Dennoch riss der Himmel sehr schnell nach dem Beginn der heutigen Etappe auf und zum Vorschein kam ein doch ganz sonniger, windiger Tag. Gott sei Dank - Auch wenn die heutige Etappe zu den kürzesten Strecken der gesamten Tour gehört, ist es dennoch unangenehm sich ständig unterwegs in die Regenkleidung zu zwängen und kurz danach wieder hinaus zu pellen.
Nun ja, es gibt Tage, an dem verliert man und es gibt Tage, da gewinnen die Anderen. Dass dieser Ausspruch heute genau für mich gemacht war, wurde mir überraschend klar, als sich der Schlauch in meinem Hinterreifen mit einem lauten Knall verabschiedete. In Folge dessen verzögerte sich die Weiterfahrt um circa 30 Minuten, da ich, Gott sei Dank, mit Hilfe zweier Passanten, mein Hinterrad ausbauen und den Schlauch austauschen durfte. Nach einigen kleinen Schwierigkeiten mit dem Ausbau des Rückrades verlief die weitere Operation ohne weitere Komplikationen, sodass ich die Etappe ohne Probleme weiter führen konnte.
Wie auch schon gestern verfolgte mich ein kräftiger Rückenwind, der dazu führte, dass ich die Tour in kurzer Zeit abschließen konnte und mir aufgrund der zeitigen Ankunft mit Bertram, dem Besitzer der Wohnung hier in Mannheim, eine Stadtführung machen konnte. Interessant, dass ich trotz des häufigen und oft langen Aufenthalts im Hauptbahnhof, bisher weder die Zeit noch die Nerven gefunden habe, mehr als den Bahnhof von Mannheim zu sehen.
Aufgrund der nun doch schon weit fortgeschrittenen Zeit werde ich den Eintrag heute ein wenig kürzer halten, als die der letzten Tage - In diesem Sinne - Gute Nacht!

Samstag, 20. März 2010

Von Rückenwind, Frühlingsanfang und einer Zwischenrechnung


Zusammenfassung der heutigen Tour:
Tourdaten: Bad Ems (Koblenz) - Mainz
Gefahrene Strecke: 93,4 km
Benötigte Zeit: 6h 5m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 15,4 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)
Schmerzen im Hintern: 3
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 4
Schmerzen im Schulternbereich: 1

Heute ist offizieller Frühlingsanfang. Dieser Umstand ist nicht nur auf meinem Kalender zu sehen, sondern auch beim Fahren zu fühlen gewesen. Es war heute wieder einmal sehr angenehm warm, sodass ich mir auch heute die Thermokleidung gespart habe. Diesem warmen Umstand kam heute hinzu, dass mich auf der gesamten Etappe ein sehr starker Rückenwind begleitete und mich unheimlich komfortabel und schnell nach Mainz brachte. Lediglich in den langgezogenen Rheinschleifen zwischen Koblenz und Bingen war die hohe Luftfeutigkeit deutlich zu spüren.
Zu den Highlights des heutigen Tages gehören auf jeden Fall die beeindruckend gelegenen Rheinschlösser und Burgen, die den ständig am Rhein bleibenden Fahrradweg säumten. Der Rhein ist auch, wenn ich schon ein paar Kilometer Rheinfahrradweg hinter mir habe, immer noch beeindruckend und mystisch. Beim Fahren und Erleben kann man sich gut vorstellen, wie dieser riesige Strom, der sich durch sein Tal zieht, Kulturen geprägt haben muss, Geschichten als Grundlage diente und auch bis heute Legenden um sich ranken lässt. Man glaubt beim Betrachten des Stroms, während leichte Nebelschwaden über den Talkämmen stehen, in den kleinen Wirbeln Sachen zu sehen, die einem Schiffsführer sicherlich ein mulmiges Gefühl gemacht haben müssen. Nicht zuletzt das Tal der Lorelei trägt diesem mystischen Gefühl bei, sich in einer völlig fremden Welt zu fühlen.
Kurz hinter Bingen verlässt der Radweg den Rhein und führt in Richtung Osten, knapp 1km parallel zum großen Strom, bevor er in Mainz wieder direkt neben ihm herläuft.
Die heutig Etappe ist landschaftlich und von einem mystischen Aspekt her die Aufregenste gewesen. Dass natürlich nicht alles glatt laufen kann, durfte ich kurz vor Mainz noch erfahren, als sich aus den Wolken ein kurzer kleiner Schauer auf das hessische Hoheitsgebiet niederließ. Sonst kann ich allerdings keine weiteren Geschichten Preis geben, da nicht wirklich Aufregendes passiert ist.
Ich habe mittlerweile zu einer durchweg beeindruckenden Kondition gefunden, die mir vor Allem die heutige Etappe sehr schnell und leicht vorkommen ließ.
Ich habe heute Abend meine gefahrenen Kilometer zusammengerechnet. Nicht, dass ich mich damit rühmen wollte, aber nach einer knappen Woche, wollte ich doch einfach mal wissen, welche Strecke man(n) eigentlich so zurückgelegt hat. Bis Mainz waren 662,5km geplant. Durch kleine Sprünge mit dem öffentlichen Nahverkehr bin ich nicht die gesamte Strecke gefahren, komme aber nach Abzug der nicht selbst gefahrenen Kilometer auf 534,1km - Ich finde für meine Verhältnisse eine Zahl, über die ich durchaus zufrieden sein kann, zumal auch die kommenden Tage noch ein paar Kilometer Wegstrecke bereit halten.
Ich habe mir heute einen sehr ruhigen Abend in Mainz gemacht und werde mich morgen auf eine ähnlich lange Strecke wie heute freuen. Morgiges Ziel ist Mannheim, womit ich dann auch das letzte Bundesland erreicht habe und langsam badische Gefilde erreiche.
Mit diesen heimatlichen Gedanken wünsche ich eine Gute Nacht!

Freitag, 19. März 2010

Von viel Wasser, einem Wiedersehen im Vorbeifahren und 16% Steigung


Zusammenfassung der heutigen Tour:
Tourdaten: Solingen - Bad Ems
Gefahrene Strecke: 138 km (geplant) ; 67,6 km (gefahren)
Benötigte Zeit: 6h 01m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 12,9 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)
Schmerzen im Hintern: 6
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 6
Schmerzen im Schulternbereich: 2

Ich glaube ich habe mich an dieser Etappe ein klein wenig übernommen. Vielleicht waren es auch einfach viele kleine Einflüsse, die die heutige Etappe deutlich erschwert haben. Doch erstmal ganz von Anfang an. Ich bin in Solingen bei einem Freund, Tom, untergekommen, den ich über Lydia kennengelernt habe und ihn vor allem nach der letzte Nacht sehr zu schätzen und bewundern gelernt habe. Grund hierfür ist einfach, dass ich nach der Rückkehr aus Köln mit Tom ein hoch interessantes Gespräch über Kunst, Musik und das Leben in diesen Bereichen begonnen habe. Was vielleicht zu erwähnen bliebe ist die Tatsache, dass Tom seines Zeichens Dirigent und gerade an mehreren Produktionen gleichzeitig beteiligt ist. Wie allgemein bekannt, ist der Nachteil an unterhaltsamen Konversationen das Problem der verstreichenden Zeit. In unserem Fall führte es dazu, dass ich nach dem Blog-Eintrag-Schreiben erst gegen 2 Uhr ins Bett kam. Im Grund genommen kein Problem, wenn da nicht das Problem des Aufstehens am nächsten Morgen wäre.
Ich habe heute ein klein wenig verschlafen - Nicht richtig, dennoch wurde ich gegen 9 Uhr wach und wurde an einen reichhaltigen Frühstückstisch gesetzt. Nach der erfolgreichen Beendigung des Essens, dem Fertigmachen, zeigte die Uhr bereits 10 Uhr an, sodass meine Etappe nicht vor 10:30 Uhr beginnen konnte. Haken an der heutigen Etappe ist das Problem, dass die gestrige Tour eigentlich nicht bis Solingen geplant war, sondern ca. 20km weiter nach Köln führen sollte. Heute kamen also zu den sowieso zu fahrenden 103 km noch mehr als die 20km aus Solingen hinzu. Generell fing die Tour gut an, doch nach knapp 2km merkte ich, wie der Hinterreifen deutlich an Luft verlor und mich somit schon kurz nach dem Start zu einer Reparatur zwang. Durch eine leicht undurchsichtige Streckenführung kam ich mit nun doch schon deutlicher Verspätung an den Rhein.
Ich musste mir heute ebenfalls eingestehen, dass der Rhein ganz schon riesig ist und ich mich für die nächste Zeit bei dem Kommentar "da wird noch eine Menge Wasser den Rhein runterfließen..." sicherlich deutlich zurückhalten werde. Erschwerend kam hinzu, dass man, durch diverse Chemieproduktionsanlagen oder anderer wassernaher Industrien nicht immer direkt am Rhein fahren kann und somit zu den geplanten Kilometer noch weitere für die Umfahrungen dazukamen. Ich habe es mir dennoch nicht nehmen lassen in Porz kurz im Urbacher Weg, meiner Adresse von vor etwas mehr als einem Jahr, vorbeizuschauen und habe mit Freude festgestellt, dass mich auch an diesem Punkt nichts mehr hinzieht.
Nach einigen Kilometern meldete sich ein Schmerz in meinem rechten Knie. Generell gehe ich davon aus, dass mein Körper jetzt einfach auf die massive Belastung der letzten Tage reagiert. Um Schlimmeres zu verhindern habe ich das Tempo deutlich runtergenommen und versucht das rechte Bein zu entlasten. Circa 20km nach Köln war allerdings ein Punkt erreicht, an dem ich eine Entscheidung treffen musste, wie ich die heutige Etappe zu Ende bringe. Nach grobem Überschlagen erschien es mir am Sinnvollsten ab Bonn mit dem öffentlichen Nahverkehr bis Bad Ems zu fahren. Nach rückwirkender Betrachtung eine gute Wahl, da ich spätestens nach Koblenz den Anstieg nach Bad Ems nicht mehr geschafft hätte und bezüglich der Schmerzen im Knie keinesfalls die weitere Tour gefährden wollte.
In Bad Ems angekommen, begann wie jeden Tag, die Suche nach der reservierten Übernachtungsmöglichkeit. Bad Ems an sich ist wunderschön. Es liegt in einem Tal und ist ein Kurort, wie er im Buche steht. Ein kleiner Fluss durchfließt in malerischer, romantischer Manier den Ort, an dem man sich wie in einer anderen Welt fühlt. Der Höhepunkt war allerdings die Jugendherberge. Diese liegt circa 200m über der Stadt am Ende einer 2km langen Straße mit 16% Steigung - ein absolutes No-Go an diesem Abend. Für den Aufstieg habe ich zu Fuß, das Rad schiebend, kanpp 45 Minuten gebraucht. Die Aussicht ist grandios, der Ort fantastisch, doch der Weg die Hölle!
Zu meiner Routenplanung und der anschließenden Durchführung: Im Allgemeinen habe ich mich in den letzten Tagen damit abgefunden, dass man sich mal verfahren kann - Das kommt schonmal vor. Wenn ich allerdings nach einem Tag mit diesen heutigen Ausmaßen in einer Stadt ankomme und ich mir nicht ganz sicher bin, ob mich die Gefragten einfach nur mal eben den Berg hoch schicken wollen, ist es für mich ein reiner Überlebenswille in wenigen Metern gleich nochmal Jemanden zu fragen - Nur um ganz sicher zu sein!
Nun ja, ich habe mir heute Abend erst einmal ein kleines Bad gegönnt und werde mich auf morgen vorbereiten und versuchen heute einfach mal richtig zeitig ins Bett zu gehen. In diesem Sinne, Gute Nacht.

Vom bergischen Land, tollem Wetter und einer U-Bahn-Fahrt



Zusammenfassung der heutigen Tour:
Tourdaten: Dortmund - Solingen
Gefahrene Strecke: 64,5 km
Benötigte Zeit: 5h 42m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 12,7 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)
Schmerzen im Hintern: 3
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 9
Schmerzen im Schulternbereich: 2

Zurückblickend auf die letzten Etappen, muss ich ehrlich zugeben, dass mir die heutige Etappe von allen bisher gefahrenen Etappen wirklich am Besten gefallen hat. Diese Aussage hat natürlich nicht zuletzt mit dem fantastischen Wetter und der beeindruckenden Landschaft zu tun.
Die Etappe begann mit einem kleinen Ausflug in den bergigen Teil hinter Dortmund, der gleich mit einer knapp 10km-langen Passage neben einer stark befahrenen Bundesstraße führte. Mal abgesehen, von haarsträubenden und nach meiner Einschätzung ziemlich gefährlichen Überquerungen von Abfahrten, ging der Radweg in einen nicht so sehr befahrenen Teil ins Hinterland über.
Hier bot Nordrhein-Westfalen wirklich alles auf, was Steigungen so mit sich bringen. Nach diesem Hindernis öffnete sich eine weite Landschaft mit tollem Ausblick und einer einfach umwerfend klaren Luft. Die nun folgende Abfahrt von knapp 5km war fantastisch, da man sich nicht nur mit ungewohnten Geschwindigkeiten von mehr als 50 km/h den Berg runterschießen konnte, sondern zu allem Nervenkitzel auch allerhand Unrat auf dem Fahrradweg ausweichen musste. Neben unzähligen Scherben, Splitt und Überresten des heimischen Nadel- und Blätterwaldes forderten auch äußerst eng geschnittene Serpentinen dem Fahrer einfach alles ab - Im Grunde genommen kann man aber keinen Behörden einen Vorwurf machen, da ich selbst zugeben muss, dass ich wahrscheinlich der erste Fahrradfahrer bin, der diese Strecke dieses Jahr gefahren ist.
Der plötzliche Wärmeeinbruch brachte heute auch schon die ersten Sandalen- und Minirockträgerinnen auf den Plan. Natürlich gebe ich zu, dass ich es als äußerst befreiend fand, heute das erste Mal auf dieser Tour ohne Thermoklamotten eine Etappe zu beginnen, allerdings finde ich es ziemlich risikofreudig und übertrieben eine Lungenentzündung schon zu diesem Zeitpunkt des Jahres zu riskieren.
Etappenziel war heute das allseits bekannte Messer-Städtchen Solingen, dass, nach meiner Meinung, im Vergleich mit anderen NRW-Städten mit besonders vielen kleinen Dönerläden aufwartet. Ich möchte gerne mal wissen, ob es im Rahmen der Konsum- und Kaufverhaltensforschung auch eine spezielle Fragerunde zu den Essgewohnheiten von Menschengruppen gibt. Den Eindruck, den man seit gestern in jedem Dorf, in jeder Stadt in NRW hat, ist der, dass sich die hier lebende Bevölkerung ausschließlich von den türkischen Taschen ernährt.
Im Rahmen der Abendplanung habe ich mir einen kleinen Ausflug in das Dorf Köln gegönnt, dass in der nicht weit zurückliegenden Vergangenheit mit allerhand interessanten Schlagzeilen im Fokus des öffentlichen Interesses stand. Offenbar wurden beim Bau der neuen U-Bahnstrecke allerhand sicherheitsrelevanter Baustoffe erst gar nicht verbaut, was zu einem Sicherheitsrisiko führen könnte. Nun ja, eine Begehung und Benutzung der bereits in Betrieb befindlichen U-Bahn bringt mich allerdings zu dem Urteil, dass bei dem derzeitigen Zustand der Kölner-U-und-S-Bahnen ein Zusammenbrechen der Tunnel wirklich das kleinere Problem darstellt. Wer einmal mit der Linie 5 Richtung Dom-Platte gefahren ist und dem Zugführer bei jeder Haltestelle ansehen konnte, dass es ihn sichtlich nervt ständig die Türen von Hand zu schließen, wird verstehen, dass die Sparmaßnahmen beim Bau der neuen U-Bahn-Strecke nur zur Instandhaltung der noch in Betrieb befindlichen Anlagen investiert wurden.
Habe soeben die Planung für die morgige Etappe festgelegt und freue mich auf einige Stellen, die an der ersten Rheintour abgefahren werden - Bis dahin, Gute Nacht.

Mittwoch, 17. März 2010

Von einer schlaflosen Nacht, dem Verlust eines Nervs und überklebten Brustwarzen



Zusammenfassung der heutigen Tour:
Tourdaten: Osnabrück - Dortmund
Gefahrene Strecke: 115 km (geplant) ; 57 km (gefahren)
Benötigte Zeit: 4h 17m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 13,44 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)
Schmerzen im Hintern: 4
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 9
Schmerzen im Schulternbereich: 3

Na das war ja mal eine Nacht und ein Tag, der sich gewaschen hat! In der Absicht eine entspannte Nacht in Osnabrück zu verbringen legte ich mich gestern nach derm Veröffentlichen des Blogs in mein Bett. Mal davon abgesehen, dass die Heizung nicht wirklich funktionierte, obwohl sie auf höchster Stufe eingestellt war, begann sich in meinem Oberkiefer ein leichter pochender Schmerz zu manifestieren. Da diese Zahnreihe in der Vergangenheit sehr auf Kälte (die es ja in den vergangenen Tagen mehr als genug gab) reagierte, machte ich mir keine weiteren Gedanken.
Zum Thema "Schmerzen" möchte ich an dieser Stelle noch eine Kleinigkeit einfügen. In keiner Zeitschrift, keinem Internetforum o.ä. ist die Rede davon, dass man seine Brustwarzen bei längeren Fahrten besonders schützen sollte (zum Beispiel durch Aufbringen eines Plasters o.ä.). Diese fehlende Information sorgte gestern dafür, dass meine Brustwarzen sich im Zuge der Anpassung an die nasse Kälte in einen Zustand brachten, in dem man sie zum Glasschneiden benutzen hätte können. In Folge dessen war in der Nacht nicht auf die für mich sehr entspannte Bauchlage zurückzugreifen, da sonst zu meinem pochenden Schmerz im Kiefer noch zwei kleine Schmerzpunkte im Brustbereich hinzugekommen wären.
Dennoch hatte es sich dieser Schmerz offenbar in den Kopf gesetzt mich um meinen wohlverdienten Schlaf zu bringen. Von den maximal eingeplanten 7,5 Stunden Schlaf gönnte man mir nur knappe 2 Stunden, was mich dann kurz nach 7 Uhr zum Telefonhörer greifen und in einer Zahnarztpraxis anrufen ließ. Ein Termin war schnell gefunden und die Reaktion des Arztes war, abgesehen von dem üblichen "man, ist der groß" und "wieso fährt jemand zu dieser Jahreszeit von Hamburg nach Freiburg mit dem Fahrrad"-Gedanken äußerst nüchtern: "Joa, da müssen wa wohl den Nerv rausholen!" Gesagt, Getan, nach einer Spritze, die meiner fachkundigen zahnmedizintechnischen Auffassung alle drei Arzthelferinnen komplett außer Gefecht gesetzt hätte, wurde meine komplette rechte Gesichtshälfte in einen Zustand vollkommener Lustlosigkeit und gefühlter Leere versetzt. Wenige Minuten später war der Spuk auch schon vorbei und meine Wenigkeit mit 2 Schmerztabletten in der Brusttasche auf dem Weg nach Dortmund. Ach ja, Apropos Brust: Seit heute morgen trage ich kleine Pflaster mit Tiermotiven auf meinen Brustwarzen!
Die Fahrt führte mich heute relativ unspektakulär durch den Teuteburger Wald mit kleinen, mäßigen Steigungen und entsprechenden Abfahrten. Generell kann man hier als naturbegeisterter Mensch der Gegend sicherlich mehr abgewinnen als ich, der heute einfach nur versuchte Zeit aufzuholen, dennoch war auch dieser Streckenabschnitt durchaus begeisternd. Nach der Überfahrt in das Nordrheinwestfälische Hoheitsgebiet ändert sich allerdings der Gesamteindruck der Gegend deutlich. Waren bis zu diesem Punkt viele Häuser "normal" gebaut, merkt man ab hier deutlich die Präsenz der Klinker-Bauweise.
Ich denke, dass die fast schlaflose Nacht und die Ereignisse des Morgens deutlich an meiner Substanz gearbeitet haben. Nach knapp der Hälfte der für heute geplanten Strecke kam ich an einen Punkt, an dem ich mir bewusst wurde, dass meine Energiereserven so erschöpft waren, dass ich mir selbst eingestehen musste, dass ein weiteres Fortkommen ohne massive körperliche Schwierigkeiten nicht möglich war. Ich habe mich deshalb nach 57km in Münster für den Umstieg auf die Öffentlichen Nahverkehr entschieden, um die weitere Tour nicht unnötig zu gefährden. Schlussendlich war es auch von Anfang an auch so geplant, dass die ersten drei Tage mir ziemlich viel abverlangen sollten und die Tour ab spätestens Köln deutlich entspannter verlaufen sollte.
Schlussendlich bin ich gut in Dortmund angekommen, habe mir die Innenstadt ein wenig angeschaut und mich mit den Örtlichkeiten bekannt gemacht. Ich werde versuchen heute einen ganz entspannten Abend und eine gesegnete Nachtruhe zu bekommen um morgen entspannt und ohne große Probleme nach Solingen zu kommen. In diesem Sinne, auf eine ruhige Nacht. Bis morgen

Dienstag, 16. März 2010

Von einem Loch, Pilgern auf dem Jakobsweg und einer Drive-In-Apotheke


Hallo und herzlich Willkommen zum täglichen Blog aus dem Norden Deutschlands. Hier nun die Eckdaten des heutigen Tages:

Zusammenfassung der heutigen Tour:
Tourdaten: Bremen - Osnabrück
Gefahrene Strecke: 126 km
Benötigte Zeit: 9h 37m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 13,44 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)

Schmerzen im Hintern: 7
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 5
Schmerzen im Schulternbereich: 4

Der Titel dieses Tages lässt viel vermuten. Zumindest wettertechnisch war es ein fast gelungener Tag. Der Wind schob mich mäßig rückenseitig an, sodass vor allem langgezogene Etappen ein wenig erträglicher waren. Generell hatte ich den Eindruck, dass das Wetter ein wenig auf meiner Seite war. Neben ein paar kleinen sonnigen Passagen und einem kleinen Nieselregen gegen Ende war der Tag heute ziemlich erträglich.
Allerdings muss ich gestehen, dass mein Körper sich langsam gegen die Belastung wehrt, was ich heute mit zunehmenden Problemen mit Schmerzen im Gesäßbereich zu spüren bekam - Hingegen Schmerzen im Oberschenkelbereich geringfügig nachließen. Vielleicht hat mein Körper es auch einfach nur aufgegeben, Schmerzsignale an mein Hirn zu senden, da eine Änderung der Belastungsfaktoren sowieso nur ignoriert werden würden.
Zu meiner großen Überraschung fand ich heute morgen mein Fahrrad mit einem "Platten" am Vorderreifen vor der Jugendherrberge vor - Da schnelles Aufpumpen eine Lösung des Problems darstellte ging die Fahrt dann auch relativ schnell Richtung Süden. Nach der knappen Hälfte der Strecke führten mich die Wegbeschilderungen in ein kleines Waldstück und brachte mich hier auf einen Weg, der mit kleinen gelben Muschelsymbolen gekennzeichnet war. Für alle nicht pilgerfesten Leser dieses Blogs steht natürlich sofort die Lösung bereit: Es handelt sich hierbei um einen Teil des nördlichen niedersächsischen Jakobsweges. Voller Euphorie über die gemachte Entdeckung, mich auf einer Pilgerreise zu befinden, entfiel mir entweder der Hinweis diesen Weg wieder zu verlassen, oder "Jemand" wollte mich auf diesem Pfad behalten. Schlussendlich hing ich wenige Minuten später im Wald, ohne auch nur eine Menschenseele im Umkreis von mehreren Kilometern, mit meinem Rad in ca. 40cm tiefem Schlamm fest. Super! Nun ja, irgendwie habe ich es dann geschafft unter Auferbietung aller Kräfte mein Fahrrad und mich durch diesen Dreck zu bekommen und bemerkte an einer sehr flüssigen Stelle des Weges kleine Blasen aus meinem Vorderreifen aufsteigen! Klar, wenn es einmal "Jemand" gut mit einem meint, dann so!
Ein Hinweis in eigener Sache: Ich war skeptisch, als mir der Verkäufer im Fahrradgeschäft dieses Produkt in die Hände drückte, dennoch muss ich ehrlich zugeben, dass die Reparatur eines Reifens so beeindruckend einfach geht, dass ich mittlerweile sämtliche Horrorvisionen von Rad ausbauen, Schlauch ausbauen, Loch finden, Abschmirgeln, Volkanisieren, Kleber draufmachen, Einbauen und Aufblasen völlig verworfen habe. Es ist so einfach: Ventil rausdrehen, Gel einfüllen, Ventil draufdrehen, aufpumpen, ca. 1km fahren, nachpumpen, Fertig!
Voller gestärktem Ethusiasmus über das vollbrachte Meisterwerk endete wenige Kilometer später der Waldweg auf einer Straße. So, nun die Rästelfrage: Wie findet man auf einer Karte seine Position mit folgenden Vorgaben: 2 Bushaltestellen (in Beide Richtungen die selbe Stadt als Ziel), Keine Notrufsäule, kein Haus in sichtbarer Gegend, keine Fahrbahnmarkierungen oder ähnliches zur Bestimmung der Straßenbezeichnung. Lösung: Einfach mal in eine Richtung fahren und in mit voller Fahrradausstattung und total verdreckten Klamotten an der nächsten Haustür einer vollkommen zufällig ausgesuchten Hausfrau klingeln und nach dem Weg fragen - Scheint übrigens häufiger vorzukommen, da mir die Dame versicherte, ständig verirrte Touristen/Pilger auf den richtigen Weg zu bringen...
Der restliche Tag verlief im Vegleich zu den erwähnten Erlebnissen relativ gelassen und entspannt. Ein letzter kleiner Höhepunkt hielt allerdings der Tag noch bereit. Auf der Schlussgeraden in Osnabrücks Süden entdeckte ich zufällig eine Apotheke mit "Drive-In"-Schalter. Da für den Abend sowieso eine ausgedehnte Wärme-Pflaster-Session auf dem Programm stand, nutzte ich die Gelegenheit und lenkte mein überbreites Tourenfahrrad in die Einfahrt und bestellte zu einer Packung Lutschpastillen auch eine Packung Wärepflaster. Es ist schon erstaunlich, was einem so alles über den Weg kommt, wenn man mal nicht in einem fahrenden Alukäfig auf vier Reifen die Welt erkundet.
Auch wenn mein Körper langsam ein wenig gegen die Belastung rebelliert, habe ich bisher nur in wenigen Sekunden an die Aufgabe des ehrgeizigen Projektes gedacht. Vielmehr spornt einen die Belastung und die Strapaze an weiter zu machen.
Für heute Abend steht eher eine lockere Planung an - Wärmepflaster-Session, Voltaren-Session für die Oberschenkel und Wäsche waschen. Morgen erwartet mich gleich zu Anfang der Strecke die Durchfahrung des Teuteburger Waldes! Zwar sieht meine Route auf der Karte nicht allzu übel aus - das sahen allerdings die mittleren Steigungen um Hamburg auch nicht und haben mir schlussendlich zu Beginn deutlich meine Grenzen aufgezeigt. Man darf also gespannt sein.
In diesem Sinne - Gute Nacht!

Montag, 15. März 2010

Heiligs Blächle, i henns g'schafft!


Melde mich gerade aus einer kleinen Koje in der Jugendherrberge Bremen und blicke erschöpft und glücklich zurück auf einen Tag voller absoluter Fehleinschätzungen.

Zusammenfassung der heutigen Tour:
Tourdaten: Hamburg Harburg - Bremen
Gefahrene Strecke: 125,06 km
Benötigte Zeit: 9h 2m
Durchschnittsgeschwindigkeit: 13,84 km/h

Schmerzskalen (1 = so lala ; 10 = ach du verdammte sch****)
Schmerzen im Hintern: 5
Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur: 6
Schmerzen im Schulternbereich: 1

Begonnen hat alles mit einem Morgen, an dem ich eigentlich hoffte, bei frühlingshaften Temperaturen zu starten. Allerdings endete diese Vorstellung abrupt mit dem Fallen kleiner gefrorener Wasserkristallen in Hamburg. Doch was ein Mann ist, dem können auch Temperaturen nichts anhaben - Schließlich ist man(n) ja "verpackt" (T-Shirt, Thermoshirt, Fleece-Jacke, Mantel und später noch die Regenjacke)! Pustekuchen - viel kälter kann man sowas gar nicht empfinden.
Zu dem ersten tollen Eindruck der ersten Tagestour gesellte sich bald die laut Internetangaben "leichte Steigung zu Beginn", die sich für einen ungeübten Fahrer durchaus
als Herausforderung entpuppen sollte - Zumal ich diese Steigung nicht nur einmal, sondern aufgrund der schlechten Beschilderung, gleich zweimal herauffahren durfte. Die weitere Tour war eine Tortour. Generell habe ich nichts gegen landwirtschaftliche Betriebe, aber Niedersachen scheint nur aus Solchen zu bestehen. Jedoch scheinen es die Landwirte für nicht besonders wichtig zu halten auch mal einen gepflegten Einkauf zu machen. Erst in Dorf 5 gab es einen Bäcker, dessen Auswahl nur ein Schatten seiner selbst war und erst in Dorf nur 17 (!!!) gab es eine Art EDEKA, der von mir sogleich komplett der Süßigkeiten beraubt wurde, die ich ohne große Hast vernichtete (könnte ja schlecht/nass werden).

Statt des prognostizierten Rückenwindes kämpfte ich über die gesamte Fahrzeit mit einem bissigen, eisigen und frontalen Wind! Zudem kommt, dass die angekündigten Frühlingstemperaturen offenbar noch ein paar Tage auf sich warten lassen. Schlussendlich kam erschwerend hinzu, dass die Route von Hamburg nach Bremen in 3 Versionen vorkommt:
1. In der Version des Internetauftritts (mit mal vorhandenen und auch wieder nicht vorhandenen Schildern)
2. In der Version meines TomToms, das übrigens witterungsbedingt heute seinen Geist aufgab!
3. In der Version der (Gott sei Dank) im Vorfeld besorgten Straßenkarten

Schlussendlich habe ich mich dann auf Erstes verlassen und bin den "Beschilderungen" gefolgt - soweit man sie erkennen konnte. Allerdings gab diese Route dem nach fast 110 km völlig entnervten und am Ende seiner Kräfte befindlichen Radfahrer noch eine Geduldsprobe auf. Bremen kommt einfach nicht. Man(n) fährt über knapp 30km in einem mehrere Quadratkilometer großem Naturschutzgebiet ohne auch nur im Geringsten eine Turmspitze oder ein Hochhaus zu sehen - Hinzu kommt, dass die Straße kerzengerade im Nirgendwo endet. Geplagt von eisigem Wind, der sich in der mit Feuchtigkeit getränkten Jacke fängt und kontinuierlich jedes Bisschen Energie verschlingt gab es bei Kilometer 113 kein Halten mehr. Ich blieb stehen, stieg ab, und (entschuldigt bitte den Audruck) kotze mich verbal lautstark mal richitg aus (war ja sonst keiner da) und trat mehrere ahnungslose und vollkommen unschuldige Steine in die landschaftliche Einöde (für Vogelliebhaber scheint dieser Ort allerdings ein Paradies zu sein - Alle paar Meter steht ein Beobachtungspunkt und soviele verschiedene Viecher wie da rumflogen, standen oder piepten habe ich noch nie gesehen).
Schlussendlich nahm ich mir den letzten Corny-Riegel, der eigentlich für Notfälle gedacht war, aus der Tasche, steckte ihn in einer großen Bewegung vollständig in den Mund, atmete tief durch und fuhr weiter. Erst nach einer halben Unendlichkeit erschienen vereinzelt kleine Häuser an den Seiten, dann Straßenschilder, Gehwege und plötzlich die Wegweiser des ADFC (hinweisend in alle Himmelsrichtungen) - Mein Gott, was für Strapazen!
Hofffe insgeheim nur, dass morgen besseres Wetter und eine bessere Route ist - Freue mich aber schon (da gibt's nämlich die westliche Brückentour - Man(n) darf also gespannt sein).
Bis dahin, Gute Nacht

Sonntag, 14. März 2010

Hallo Hamburg


So, da sitze ich nun. Melde mich erfolgreich aus Hamburg. An dieser Stelle auf jeden Fall schon einmal ein riesiges "Dankeschön" an Anne, die mir ihre Wohnung für die Übernachtung zur Verfügung gestellt hat.
Generell kann ich rückblickend auf den Tag sagen, dass eine Reise mit dem Fahrrad und der Bahn durchaus seine Vorteile hat. Hingegen aller schlechter Presse, die die Bahn in den vergangenen Wochen und Monaten erlitten hat, kann ich zumindest aus heutiger Sicht sagen, dass ich ohne Probleme mein Fahrrad und mich quer durch Deutschland transportieren konnte.
Angekommen in Hamburg musste ich allerdings feststellen, dass sich niedrige Temperaturen und steife Böhen als durchaus kälter herausstellen, als ich bis dato bereit war zuzugeben! Einzige kleine Lichtblicke sind zum einen die Tatsache, dass ich die 10km mit frontalem Gegenwind in Hamburgs Norden mit mittleren Verbrennungen im Gesicht und an den Händen gut überstanden habe und zum anderen, dass nach der örtlichen Wettervorhersage der Wind in den kommenden Tagen nicht aus anderen Richtungen wehen soll, sodass ich mir für die nächsten Tage durchaus Hoffnung auf Rückenwinde machen kann.
Um mich an die nördlichen Temperaturen zu gewöhnen, habe ich heute Abend einen kleinen Rundgang durch das völlig ausgestorbene Hamburg gemacht - Offenbar scheinen die eingesessenen Hamburger diesem Wetter genauso aus dem Weg zu gehen, wie ich es hätte machen sollen! Nun ja, mein Rundgang führte mich zum Jungfernstieg, von dort aus in die Speicherstadt, zu den Landungsbrücken, durch das Portugiesenviertel und schließlich in eines meiner Lieblingslokale (Dem "Herzblut") auf der Reeperbahn. Allerdings habe ich auf dem Rückweg wieder am eigenen Körper erfahren müssen, dass es eine gute und eine schlechte Straßenseite gibt, um schließlich die S-Bahn-Station "Reeperbahn" zu erreichen. Generell sei allen Hamburg-Fremdlingen gesagt: Nie alleine als Mann dieses Viertel abends nach 20 Uhr besuchen, es sei denn, der Wunsch nach käuflicher Liebe ist die Intension dieses Besuchs. Allen anderen sei geraten: Bleibt auf der Seite mit den Strip-Schuppen - Hier werdet ihr zwar von seltsamen Leuten angequatscht, müsst euch aber nicht von einer Klette zur nächsten Hangeln und bei jedem Schritt beteuern, dass man keine Lust auf "ein bisschen Spaß" hat! Für das Auge ist hier dennoch was geboten. Durch die Außentemperaturen sind die Damen des Gewerbes dazu gezwungen, sich in Moonboots und dreifach ausgestopften Wintermänteln zu präsentieren - also vollkommen gegensätzlich zu den Freikörperkultur-Angeboten, die man in diesem Viertel im Sommer angeboten bekommt. Wer "Die Simpson" kennt und das Bild von Maggie im Wintermantel vor Augen hat, wird verstehen, was ich meine...

Alles in Allem ist der Anreisetag für die 900km-Tour durchaus gelungen. Abgesehen von eisigen Winden und kalten Außentemperaturen steht dem Tourstart morgen um 5:30 nichts mehr im Weg.
In diesem Sinne - Gute Nacht

Samstag, 13. März 2010

Ich packe meinen Koffer...


So, los geht's! - Kommen wir nun zum letzten Schritt: "Koffer packen".

Ich hätte nie gedacht, dass man sich so viele Gedanken machen muss, was man vielleicht, unter Umständen, eventuell auf einer 10-tägigen Tour brauchen kann/muss. Das Resultat meiner gerichteten Sachen war ein Wäscheberg, den ich selbst mit meinem Smart nicht transportieren könnte, eine Reiseapotheke, die mich selbst vor dem Gift der Vorderindischen Seuselkopfnatter bewahrt hätte und die Frage aufgeworfen hatte, wo ich das Notstromagregat transportiert hätte.

Schlussendlich wurde die Liste ein klein wenig gekürzt. Zwischenzeitlich habe ich mich auf das Notdürftigste beschränkt.

Ich packe meine Fahrradtaschen und ich nehme mit:

Bekleidung:
1 Regenhose
2 Regenüberwürfe Typ "Monsun" (wer beim Lesen die Melodie des Tokio-Hotel-Hits im Ohr hat, dem sei gesagt: Den habe ich
seit dem ich das Ding gekauft habe!)
2 Hosen
2 Unterwäsche-Sets
3 T-Shirts
1 kurze Hose
1 Paar Handschuhe
1 Schal
1 Helm
1 Thermo-Unterbekleidungs-Set
2 gepolsterte Fahrrad-Hosen
1 Jacke
1 Paar Sportschuhe

Fahrradtechnik:
1 Fahrradwerkzeug
1 "Reifen-Gel" für das Beheben kleinerer Löcher am Reifen
2 Ersatzschläuche für eventuelle Platte, die nicht flickbar sind

Technisches Equipment:
diverses Analoges Kartenmaterial auf Zellstoff
1 TomTom Navigationssystem, sollte das analoge Kartenmaterial ausfallen
1 Rolle Toilettenpapier (ich verbitte mir jegliches Gelache - Ich für meinen Fall möchte nicht im Sauerland von
einem Bauern mit Mistgabel vom Hof gejagt werden weil ich meine Notdurft auf seinem Misthaufen verrichtete)
1 5 MegaPixel-Kamera incl Zubehör
1 Laptop (incl Zusatzfestplatte mit diversen Hörbüchern und USB-Internet-Stick)
1 MP3-Player
1 "Rei in der Tube"
1 6er-Pack "Corny Choco"
1 Waschbeutel
1 Reiseapotheke
1 Handy


Termin in Freiburg: Abfahrt am Sonntag, 14.03.2010, 9:57 Uhr Hauptbahnhof Freiburg
Termin für Tourstart: Abfahrt am Montag, 15.03.2010, vorauss. gegen 6:00 Uhr, Bahnhof Hamburg Harburg

... Man darf gespannt sein. Bis dahin.

Montag, 8. März 2010

Route steht nun fest

Die Tage sind gezählt - Ein Zurück ist zum jetzigen Zeitpunkt so gut wie nicht mehr möglich - Zumal Tickets und Unterkünfte definitiv gebucht wurden.

Nachdem noch einige kleine Unwägbarkeiten die endgültige Planung beeinflussten, steht die Route nun endgültig fest.
Ich nehme aufgrund der Tatsache, dass ich auf dem Weg von Hamburg nach Freiburg die Mittelgebirge meiden möchte die selbstgewählte West-Route (über die Radwanderwege HH-HB und den westlichen "Brückenwanderweg" HB nach Osnabrück) über Köln und dann die Rhein-Route nach Freiburg. Zwischenhalte werden sein: Hamburg, Bremen, Osnabrück, Dortmund, Solingen/Köln, Bad Ems/Koblenz, Mainz, Mannheim, Karlsruhe, Freiburg.
Sollten sich nun, wonach es derzeit zumindest nicht aussieht, die Wetterbedinungen drastisch verschlechtern müsste ich mir zumindest für den ersten Teil der Route eine Alternative bereit halten. Nach Auskünften des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club) sind derzeit aber deutschlandweit alle Fahrradrouten befahrbar.

Na dann heißt es jetzt für mich:
- Hintern weiter ledern
- Gepäck zusammenstellen
- Auf gutes Wetter hoffen.

In diesem Sinne bis zum letzten Eintrag in der heimatlichen, geheizten Wohnung
Tobi